Tag 7 – 15.06.2022

Der morgen begann mit einem Frühstück mit Früchten, Kaffee und Bananen-Pfannkuchen und Meeresrauschen im Hintergrund. Der Plan an diesem Tag war es sich zwei Roller zu Mieten und damit zum Tempel Taman Tirta Gangga, der für seine Skuplturen, Springbrunnen und Kois bekannt war, und im Anschluss sollte es zum Tempel Pura Lempuyang, welcher einen großartigen Blick über Bali ermöglichte, zu fahren.
Das Fahren mit den Rollern funktioniert trotz Linksverkehr immer besser und auch das inflationäre Nutzen der Hupe haben wir sehr schnell gelernt. Mit dem Handy und Google Maps ging es über viele sehr enge Straßen, die teilweise nur so breit wie ein PKW und ziemlich von der Zeit mitgenommen waren. Große Schlaglöcher und ca. 20 cm tiefe Seitenränder rechts und links. Durch Palmenüberwucherte Passagen und Straßenhunde, die auf der Straße schliefen und weder für Autos noch Roller Platz machten oder seelenruhig die Straßenseite wechselten.

Am Tempel angekommen wurden wir direkt zum Parkplatz für Roller geleitet und angeschnackt, ob wir denn nicht eine Sonnenbrille kaufen möchten. Als er rausgefunden hatte, woher wir kamen sogar auf Deutsch. Da wir allerdings bei dieser Frage auch eine Sonnenbrille trugen, lehnten verständlicher weiße wir ab.
Weiter ging es durch einen Markt mit zahlreichen Souvenirständen, bei denen man den üblichen Kram kaufen konnte. Tücher, Gemälde, kleine Statuen, Armbänder und auch Fischfutter in verschiedenen Größen zu Recht hohen Preisen.
Kurz vor dem Eingang der Tempelanlage lag auch ein Stand mit Tieren, mit denen man sich für Geld fotografieren lassen konnte. Es gab zwei große Flughunde, ein kleinen, grünen und einem großen roten Leguan und weiter in der Ecke noch kleine Eulen.

Die Anlage um den Tempel selbst sah aus wie ein kleiner Park, mit Springbrunnen, künstlich angelegten Teichen, wo auf einem sogar eine Gondel fuhr. Rechter Hand war ein Becken mit vielen Flachen Steinen im Wasser, über welche man über die Oberfläche laufen konnte, wobei einen die dicken Koi-Karpfen verfolgten und gierig nach oben schauten. Hier tummelten sich viele Touristen in schönen Kleidern und in bunt leuchtenden Saris, welche sich vor der schönen Kulisse fotografieren ließen. Auch Schulklassen schienen hier unterwegs zu sein, welche beim Anblick dieser zwei komischen Europäer tuschelten und kicherten, aber uns beim Vorbeigehen alle freundlich grüßten.
Etwas weiter standen wieder Statuen von Barong und Rangda. Diesmal bunt bemalt und wie Wächter links und rechts vom Weg aufgestellt. Außerdem gab es viele Springbrunnen und Wasserspeier in verschiedensten Formen. Der größte hatte die Form eines Wildschweines, welches aus grau-schwarzem Stein gehauen war.
Nach dem wir alles erkundet hatten und die Mittagshitze langsam anfing zu brennen, machten wir uns auf den Weg zu unserem nächsten Ziel, den Tempel Pura Lempuyang, welcher für sein Fotomotiv, das als Balis „Tor zum Himmel“ berühmt war.

Tirta Gangga

Wieder ging es über brüchige Straßen und Gassen, durch kleine Dörfer und an Reisfeldern vorbei. Einen kurzen Stopp machten wir an einem kleinen abgelegenen Stand mitten im nirgendwo, der Früchte verkaufte. Hier kaufen wir uns eine große Papaya und zwei Schlangenfrüchte. Für beides bezahlten wir umgerechnet unter einem Euro. Beides in die Helmfächer der Roller und weiter ging es Richtung Tempel.
Am Parkplatz angekommen, sagte man uns, dass die steilen Straßen nur mit Shuttlebussen angesteuert werden kann. Diese sind allerdings im Ticket mit enthalten. Also stellten wir unsere Roller ab und machten als Mittagessen erstmal über unsere Früchte her. Die Schlangenfrucht war wirklich lecker. Die Schale war von der Festigkeit etwas so wie von einer Litschi und war geschuppt wie von einer Schlange. Das Fruchtfleisch war optisch auch ähnlich, aber viel fester und der Geschmack viel besser und in der Mitte war ein großer Kern.
Anschließend machten wir uns über die Papaya her und schnitten uns mit unserem neu erworbenen Messer aus Amed große Stücken ab, bis wir die halbe Frucht verputzt hatten.

Den Restpackten wir wieder zurück ins Helmfach und machten uns auf, das nächste Shuttle zum Tempel zu nehmen. Bevor man uns jedoch die Tickets aushändigte, wurde Ilka noch gefragt, ob sie aktuell Ihre Tage hat, weil dann dürfte Sie den Tempel nicht betreten. Ich fragte mich zwar, wie die Menschen das herausfinden wollten, ob man die Wahrheit sagt, aber sei es drum. Ilka verneinte und wir betraten den Bus. Dies war ein kleines Fahrzeug ohne Scheiben, mit halbhohen Türchen und vier bis fünf an den Boden geschraubten Bänken.
Damit ging es dann die engen und wirklich sehr, sehr steilen Serpentinen nach oben und dass auch nicht gerade langsam. Der Bus holperte die schlechten Wege nach oben und der Motor ächzte und schrie wenn der Fahrer Haarscharf an herunterfahrenden Moppets und Shuttles vorbei, mit den Blick nach unten, die seitlich immer tiefer werdende, abfallende Schlucht hinunter.

Oben angekommen, stiegen wir aus und uns wurde wieder ein Sarong um die Hüfte gebunden. Ilka bekam auf Grund ihres schulterfreien Oberteils noch ein extra Tuch, um auch diese zu bedecken.
Um die Anlage betreten zu können, mussten wir allerdings noch ca. 400 Meter weiter nach oben, eine genau so steile Straße nach oben laufen. Also man hätte sich auch von einem der vielen bereitstehenden Rollerfahrern gegen ein kleines Entgelt nach oben fahren lassen können und es wurde uns auch immer wieder angeboten (Taxi? Taxi?), aber da wir nicht gebrechlich waren, lehnten wir ab und liefen das Stück nach oben.
Am Eingang wurden wir noch gesegnet und mit heiligem Wasser bespritzt und durften den Tempelplatz betreten. Dazu gab es noch eine Nummer. Diese war dafür da, dass sich die ganzen Leute nicht gegenseitig im Weg standen, wenn sie Fotos machen wollten.

Hier wurde uns dann erst einmal das Ausmaß der Touristenattraktion bewusst, welche dieser Tempel ganz offensichtlich war. Der Platz hatte an den Seiten lange überdachte Podeste, unter denen viele Menschen saßen und warteten. In der Mitte stand eine kleine Bank und ein paar Einheimische unter einem Sonnenschirm. Diese riefen in ungenauer Reihenfolge die Nummern auf, welche man am Eingang bekommen hatte. Die Personen mit der korrekten Nummer gaben dann Ihr Handy an einen der Leute und diese machte dann ein Foto zwischen dem besagten Himmelstor, was im Prinzip zwei hohe, nach oben spitz zulaufenden Mauern waren, in dessen Mitte man einen weiten Blick über Bali und den majestätischen Vulkan Gunung Agung sehen konnte. Beim Fotografieren hielt er eine schwarze Scheibe unter das Objektiv, so dass es aussah, als ob der Boden Wasser war, weil sich alles darin spiegelte. Dabei war der Ablauf immer gleich. Filmen beim Gang auf das Tor zu, Aufstellung, Foto, das Kommando „next pose“ und das vier bis fünf Mal. Vor uns war noch so ca. 30-40 Leute und die Reihenfolge war auch etwas wirr. Wir bemerkten dann schnell, dass einige Leute direkt zu den Personen unter dem Schirm gingen und denen etwas Geld zu steckte, so mussten diese nicht warten und ihre Nummer wurde als nächstes aufgerufen. Da dies auch nicht wenige machten dauerte das ganz auch entsprechend lang. Hinter uns saßen ein paar Deutsche die meinten, sie warten bereits zwei Stunden.
Da wir aber nicht dazu bereit waren Geld zu bezahlen, schauten wir uns den Rest des Tempels an und entscheiden uns dann auch dazu, in der Zwischenzeit am Tempel vorbei, den Berg außerhalb der Anlage noch weiter nach oben zu laufen.

Der Weg war sehr steil und die Mittagssonne brutzelte von oben auf uns nieder, aber die Aussicht war fantastisch. Vorbei an kleinen Hütten mitten im Dschungel und Ställen mit Schweinen, Hühnern und Rindern die neugierig von unten den Hang zu uns nach oben schauten. Am Rand standen Bäume mit roten, Mangoähnlichen Früchten, welche aber zu hoch am Baum hingen, um sie näher anschauen zu können.
Ein ganzes Stück weiter oben angekommen, war eine Art Platz der Einheimischen, die hier aßen, im Schatten schliefen oder Ihrer Arbeit nachgingen. Wir kauften uns noch eine Flasche Wasser, zu dem dreifachen des üblichen Preises wollten dann weiter. Als wir bezahlten lachten ein paar der drumherum sitzenden Balinesen, weil auch sie wussten das der Preis recht hoch war, aber ich war auch nicht bereit wegen einem Euro anzufangen zu feilschen.

Als wir durch dieses Lager gingen sahen wir noch viel weiter oben einen weiteren Tempel aus den Bäumen hervorragen, eine marode Holztreppe von hier aus in diese Richtung und fragten die anwesenden Menschen, ob es denn weit bis dahin wäre. Als sie allerdings sagten, dass wir bei gutem Tempo ungefähr eine Stunde brauchen würden, entschieden wir uns aber dann doch dagegen und machten uns auf den Weg zurück. Auf dem Rückweg kreuzten dann noch drei Affen die Straße, die, als sie uns bemerkten, schnell in die Bäume sprangen und sich aus dem Staub machten.

Wieder unter angekommen, wir waren so ca. 1,5-2 Stunden unterwegs gewesen, waren unsere Nummer noch nicht aufgerufen worden, allerdings waren auch nur noch 8 Leute vor uns. Also setzen wir uns brav in den Schatten und warteten noch einmal so ca. 20-30 Minuten, bis wir dann endlich an der Reihe waren. Dann ging alles recht fix, ein bis zwei Fotos zusammen, dann noch jeder ein paar allein und es ging wieder zurück zum Parkplatz.

Der Weg nach unten war nochmal ein ganz anderes Abenteuer, da der Bus auch nicht gerade langsam die brüchigen Straßen runterdonnerte und mach sich schon gut festhalten musste.

Wieder auf unseren Rollern sollte das nächste Ziel wieder Amed sein, mit zwischenstopp an einem Geldautomaten, weil uns langsam das Geld ausging. Außerdem brauchten wir noch etwas Bargeld, um die Fähre zu den Gilis buchen zu können.
Am Automaten angekommen, welcher direkt neben einer Bank war, vor der ein Polizist saß, versuchten wir uns extra unauffällig zu verhalten, nicht dass dieser noch auf die Idee kommt, uns nach unserem Führerschein für die Roller zu fragen.

Der Automat spuckte uns allerdings beiden kein Geld aus. Bei Ilka sagte er nur Verbindungsfehler und bei mir, dass meine Karte abgelaufen sei. Also fuhren wir weiter zu einem anderen Automaten, der aber von der gleichen Bank war und uns das gleiche sagte. OK, dann versuchen wir es später nochmal woanders. Jetzt erstmal wieder zurück und das Boot für morgen buchen.

Kurz bevor wir dann an der Verkaufsstelle waren, sah ich Ilka nicht mehr im Rückspiegel. Ich fuhr also ran und warte eine kurze Weile, aber sie kam nicht. Also drehte ich um und fuhr zurück, ca. 1 km weiter zurück sah fand ich sie dann bei ein paar Leuten stehen und mir winken. Ihr ist unterwegs der Sprit ausgegangen und der Rolle einfach stehen geblieben. Ein netter Kerl hatte Sie dann aufgelesen und ist mit Ihr zu einer Tankstelle bzw. einem Stand mit Zapfsäule gefahren und sie konnte sich da eine 1,5 Literflasche mit Sprit abfüllen. Das Abfüllen von Benzin in Plastik oder Glasflaschen ist übrigens nicht unüblich. Diese werden bereits so abgefüllt an die vielen Rollerfahrer hier verkauft. 1 Liter kostet hier dann so umgerechnet 0,60 €. Als ich dazu kam, war der Roller bereits wieder vollgetankt und unsere Fahrt konnte weitergehen.

Über Google Maps fanden wir dann auch das kleine Büdchen, an dem wir unsere Tickets zu den Gili Islands und wieder zurück, kaufen konnten. Bezahlung via Karte am Tag der Abreise direkt vor dem Betreten des Boots.
Eine weitere Suche nach einem Geldautomaten blieb erfolglos. Auf unserer Karte war zwar noch einer Fußläufig zu unserer Unterkunft eingezeichnet, allerdings war dieser nur noch ein Häuschen ohne einen entsprechenden Automaten.

Mit den letzten Scheinen, die ich noch in meinen Pass für die Polizistenbestechung gelegt hatte, suchten wir uns was wo wir etwas zu essen bekommen konnten. Dieses fanden wir ziemlich versteckt, gegenüber des nicht vorhandenen Geldautomaten. Eine schönes eingerichtetes, aus Bambus gebautes Restaurant. Wir waren die einzigen Gäste hier, aber das Personal war umso freundlicher. Ilka bekam Hähnchenspieße mit gebratenem Reis, Erdnusssoße und einem Spiegelei und ich hatte einen bunten Mix aus verschiedenen kleiben Dingen, Hähnchen, Reis, Bohnen, Sprossen etc. Das Essen war sehr lecker und unser Standard-Getränk Papaya-Melonensaft, war auch wieder sehr gut.

Zurück in unserer Unterkunft hab ich über das W-Lan versucht herauszufinden, was mit meine Kreditkarte nicht stimme und warum ich kein Geld abheben konnte. Das problem hierbei war, dass ich zwar auf mein Girokonto ohne Probleme zugreifen konnte, aber mit dem Handy nicht die Servicenummer anrufen konnte. Mein Handy stellte einfach keine Verbindung zu dem Teilnehmer her. Selbst der Versuch das Problem über ein Festnetz und über das Handy eines Mitarbeiters vor Ort zu lösen gelang nicht. Ich schrieb also zwei Mail an den Support und teilte mit, dass das Problem etwas zeitkritisch ist, aber machte mir wenig Hoffnung. Dann hatte ich den Einfall, ich könnte es mit Internettelefonie über Teams von Arbeit probieren. Hier hatte ich nun endlich Erfolg und erreichte jemanden. Dieser teilte mir mit, dass alles OK sei, keine Karte ist gesperrt und dass die Probleme wahrscheinlich an dem Automaten lagen.
Sehr gut, nun konnte ich beruhigt die Erlebnisse des Tages runterschreiben, den Rucksack wieder packen und dann ab ins Bett. Morgen geht es dann nach dem Frühstück wieder zeitig los, mit einem Bus zu unserer Anlegestelle und dann mit dem Speedboot auf zur Insel Gili Trawangan.